Von Gert G. von Harling
Allzeit guten Anblick hatte mal eine andere Bedeutung
Seriöse Zielfernrohre für seriöse Jäger - allzeit guten Anblick hatte mal eine andere Bedeutung
Das Geschäft mit dem „edlen Waidwerk“ boomt. Kaum eine Jagdzeitschrift, in der nicht Jagdschulen ihre Dienste anpreisen. Längere Ausbildungszeiten sind - Zeit ist ja schließlich Geld - passé. In einem 14tägigen Kompaktkurs wird eher gelehrt, wie man effektiv Beute macht, Erfahrungen für erfolgreiches Überlisten des Wildes mit eigenen Sinnen und körperlichem Einsatz, um ursprünglich zu jagen, wird kaum noch vermittelt. Um die Jägerprüfung zu bestehen, ist in erster Linie Auswendiglernen angesagt. Die erfolgreichen Absolventen mit der frisch erworbenen Lizenz zum Töten, trifft man dann auf den herbstlichen Gesellschaftsjagden in elegantem Outfit und nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet, wo sie schießen dürfen was freigegeben ist und vor die Büchse oder Flinte kommt, vom Reh bis zum Rothirsch.
Beim Versorgen der Strecke liegt dann das Handy neben dem erlegten Stück auf dem Erdboden, und der glückliche Schütze folgt den Anweisungen zum Aufbrechen auf dem Display. Wirkliche Jäger können sie nach einer nur wenige Wochen langen Ausbildung ja kaum schon geworden sein.
Die Jagd war schließlich über Jahrhunderte eine Kunst, die auf physischer und mentaler Fitness, Wissen über Wildtierverhalten, Fährten- und Spurenlesen, Tarnung, Geduld, Naturbeobachtung u.v.m. basierte. Betrachtet man sie nun als mondäne Freizeitbeschäftigung, geht lieber um vier Uhr morgens ins Bett als ins Revier, kann man die Aufgaben, die an uns gestellt werden, nicht erfüllen, sich wahrscheinlich auch nicht über einen stimmungsvollen Sonnenaufgang, ein Geheck spielender Jungfüchse oder das morgendliche Vogelkonzert im Wald freuen.
Ein Foto mit dem Smartphone, und schon zeigt die runtergeladene App auf dem Display, welches Tier die Fährte, Spur oder das Geläuf hinterlassen hat. Gleiches gilt für Losung, Riss und Rupfung. Bereits als der Einsatz von Nachtsichtgeräten, Wärmebildkameras, Drohnen und Co. noch verboten war, wurde für die neue Technik geworben. Seit Legalisierung blüht der Markt. Geschäftstüchtige Anbieter übertreffen sich beim Anpreisen ihrer unterschiedlichen Fabrikate: „Wir bringen für Sie Licht ins Dunkel“, „Mit Leichtigkeit zum Weidmannsheil“, „Wir haben die Nacht im Griff“, „Auf den Mond warten? Mit uns nicht“, „Besonders energiesparend – zuverlässig bei Wind und Wetter“, „Die hohe Qualität unserer seit Jahren in der harten Jagdpraxis bewährten Produkte entsprechen höchsten Ansprüchen - Jagen ohne sie ist nicht mehr möglich“, „Ein absolutes „Must-have“, Ihr Jagderfolg sollte nicht von den Lichtverhältnissen abhängen!“
Ähnlich verlockende Angebote geschickter Marketingspezialisten finden sich in vielen Jagdzeitschriften.
Der Slogan: „Unsere hoch entwickelten Wärmebildkameras sind so leicht und handlich, dass sie den Jäger bei der Jagd nicht stören“ mag zutreffen. Den Jäger stören die Geräte nicht, das Wild umso mehr.
Waidgerechtigkeit und Nachtjagd sind krasse Gegensätze. „Waidgerechte Nachtjagd“, gibt es nicht, der Begriff ist eine Wortschöpfung von Nichtjägern.