Von Volker Seifert

Die Panoramatapete "La Chasses de Compiègne" nach Entwürfen von Antoine Charles Horace Vernet zeigt in vier Episoden die Jagd einer adeligen Gesellschaft in den Wäldern von Compiègne. Sie stammt aus dem Jahr 1812 und gilt als erste Panoramatapete der Manufaktur "Jacquemart & Bénard" und früheste aller Jagdtapeten. Einzelne Papierbögen wurden dafür zu insgesamt 25 Bahnen von jeweils 55 Zentimeter Breite und etwa 250 Zentimeter Länge zusammengefügt und mit Holzmodeln bedruckt, mit jeweils einem Model für jede Druckfarbe. Von der Panoramatapete sind vier erhalten.

  • Schloss Dätzingen
  • Jagdschloss Friedrichsthal (Schwerin)
  • Jagdschloss Friedrichsmoor
  • Musée de la Chasse et de la Nature, Paris

Antoine Charles Horace Vernet

Antoine Charles Horace Vernet, gelegentl. Carle Vernet, (* 14. August 1758 in Bordeaux; † 17. November 1836 in Paris) war ein französischer Maler, Zeichner und Lithograf.

Vernet war der Sohn des Malers Claude Joseph Vernet und Vater von Horace Vernet. Er erhielt künstlerischen Unterricht durch den Vater und Nicolas-Bernard Lépicié. 1782 wurde er mit dem renommierten Prix de Rome ausgezeichnet. Motive aus seinem kurzen Italienaufenthalt (1782/83) verwendete er während seiner gesamten Karriere.

Im Alter von 30 Jahren wurde er 1788 als Mitglied an der École des Beaux-Arts in Paris aufgenommen; 1810 an der Académie des Beaux-Arts.

Zu den von Carle Vernet behandelten Themen zählen vor allem Schlachten der napoleonischen Epoche. In Anerkennung für seine Schlachtendarstellungen wurde er 1808 von Napoleon Bonaparte in die Ehrenlegion aufgenommen. Carle Vernet malte aber auch Porträts und Jagdszenen; ein besonderes Talent hatte er als Tiermaler für die Darstellung von Pferden und Hunden. Für die Panoramatapete "La Chasses de Compiègne (Die Jagden von Compiègne)" der Pariser Manufaktur Jacquemart & Bénard lieferte er die Vorlage.

Jagdtapete

"La Chasse de Compiègne" zeigt in vier Episoden die Jagd einer adeligen Gesellschaft. Sie beginnt mit dem Auszug der Jagdgesellschaft vor den Parkgittern des Schlosses von Compiègne und in den weiteren drei Szenen wird die Parforcejagd dargestellt.

In der ersten Edition der Tapete von 1812, zu der die Jagdtapete von Dätzingen und das Pariser Exemplar gehören, tragen die Reiter rote Röcke, die Helfer blaue. Das entsprach der englischen Tradition, die Vernet so sehr verehrte, dass er damit sogar von dem bei den napoleonischen Jagden üblichen grün abwich. In der Restaurations-Edition von 1815 dagegen erhielten die Röcke das bourbonische Blau.

Historisch interessant ist auch, dass auf dem Abschlussbild, das das Picknick der Jagdgesellschaft nach der erfolgreichen Jagd darstellt, die erste Abbildung eines Baguettes zu finden ist. Das widerlegt die Überlieferung, dass das Baguette erst 1839 von dem aus Wien stammenden Bäcker August Zang in der Rue de Richelieu erstmalig als 'pain viennois' angeboten wurde.

Literatur

Raphaël Abrille, « Un papier peint d’après Carle Vernet à l’hôtel de Guénégaud », Vènerie, n° 191, septembre 2013, p. 78-83.

Julia Greipl, Tapeten-Trend im Empire. Sie ziert wieder die Wände von Schloss Dätzingen: Die Panoramatapete „La Chasse de Compiègne“. In: Monumente, Oktober 2021, S. 62

https://paris-blog.org/2021/10/21/die-einzigartige-historische-jagdtapete-la-chasse-de-compiegne-in-paris-und-im-wurttembergischen-datzingen/