AUF EIN WORT:
Für die meisten heute lebenden Menschen ist nicht nur die technische Entwicklung unserer Welt vom Computer bis zur Atomenergie unverständlich geworden, sondern ihnen wird auch nur selten bewusst, dass sich genauso die geistige Situation der Zeit in einem immer schnelleren Wandel befindet.

Das gilt nicht nur für die normale Lebenswelt, sondern ebenfalls für den Bereich der Jagd, wo der eine noch mit der Hege den Schöpfer im Geschöpfe ehrt und der andere bereits mit modernster Technik Strecke macht.

Die deutschen Jäger, zwischen den Machtzielen der modernen Tier- und Naturschützer und den materiellen Interessen der Land- und Forstwirtschaft eingeklemmt, versuchen sich zu arrangieren, ohne zu erkennen, dass sie die geistigen Grundlagen unserer Jagd aus den Augen verlieren.

Unsere deutsche Jagdkultur mit der Weidgerechtigkeit als Sittengesetz ist aus der allgemeinen abendländischen Kultur hervorgegangen, für die der Mensch im Gegensatz zur Tierwelt ein freies Wesen ist, das über sein Handeln nach ethischen Maßstäben entscheidet und dafür die Verantwortung trägt.
Dieses Menschenbild wird seit einigen Jahrzehnten in Deutschland von einem pragmatischen Denken unterlaufen,für das die Kriterien des Handelns nicht mehr Gut und Böse sondern Erfolg oder Nicht-Erfolg sind. Es besteht die Gefahr, dass dieser Pragmatismus auch in das Jagdrecht eindringt und mit seinem materiellen Nutzungsdenken unsere auf ethischen Werten aufgebaute Jagdkultur zerstört. In dieser Schrift soll deshalb die Ethik in ihren Bezügen zur Jagd dargestellt werden, um die Grundlagen unserer Jagdkultur aufzuzeigen und deutlich zu machen, was wir vielleicht verlieren können.

"DIE neue NEUDAMMERIN" - SONDERBAND 2012 - Ethik der Jagd, Verlag NEUMANN-NEUDAMM AG