Von Volker Seifert
Am 30. März 2025 verstarb im Alter von 92 Jahren Prof. Dr. Reinhold R. Hofmann, Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und erster Professor für Interdisziplinäre Zoo- und Wildtierkunde in Deutschland.
Nach seiner Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone studierte Hofmann Tiermedizin an der JLU Gießen, wo er 1962 promovierte. Es folgten prägende Stationen an der Veterinärfakultät in Nairobi, an der Harvard University und schließlich wieder in Gießen, wo er als Professor und Dekan wirkte. 1992 übernahm er die Leitung des neu gegründeten Leibniz-IZW in Berlin, das er bis zu seinem Ruhestand 1999 führte.
Hofmanns Forschung zur Anatomie und Physiologie von Wiederkäuern führte zur heute weltweit anerkannten Einteilung der Pflanzenfresser in Raufutteräser, Intermediärtypen und Konzentratselektierer. Seine Arbeiten leisteten zudem wichtige Beiträge zum Verständnis der Herbstmast und der ökologischen Anpassungsstrategien von Wildtieren.
Neben der Forschung widmete sich Hofmann mit künstlerischem Blick der Natur. Als talentierter Zeichner und Fotograf veröffentlichte er das Buch „Wildtiere in Bildern zur vergleichenden Anatomie“, das sein wissenschaftliches wie ästhetisches Verständnis von Tiergestalt und Lebensweise eindrucksvoll dokumentiert.
Er betreute fast 60 Doktorandinnen und Doktoranden – darunter die Friedensnobelpreisträgerin Prof. Wangari Maathai – und blieb auch im Ruhestand wissenschaftlich aktiv. Für sein Lebenswerk erhielt er 2019 den Martin-Lerche-Wissenschaftspreis.