Von Volker Seifert
In der Reihe 'Schmuck-Trophäe-Dekoration' nimmt Rainer Schmidt-Arkebek einen jahrtausendealten Dialog in Wort und Bild wieder auf.
Diese dankenswerte Wiederaufnahme hat mich zu folgenden Betrachtungen inspiriert.
Die Grotte des Trois-Frères
In der Dunkelheit der Höhle,
wo das Licht nur zögernd tanzt,
liegt die alte Welt begraben,
doch spricht sie, flüstert,
aus Linien, Kratzern,
aus Farben,
die mit Händen und Herzen
gesetzt wurden.
Ein Jäger, gebeugt,
die Kohle seiner Zeit in der Hand,
zeichnet den Tanz des Lebens,
die Bewegung des Wildes,
den Sprung des Hirsches,
das Rufen des Wolfes.
Er malt nicht, um zu bewahren,
sondern um zu sprechen,
zu bitten,
um Teil zu sein
der Kräfte, die ihn umgeben.
Und heute, in anderer Jagd,
steht ein Mann mit Gewehr,
in einer Welt,
die von Bildern überflutet ist.
Er braucht kein Feuer
in einer Höhle,
keine Linien,
um das Wild zu bitten.
Er nimmt.
Ein Akt, technisch, direkt,
doch fern von den Riten,
die das Blut mit Bedeutung füllten.
Wo ist der Dialog geblieben?
fragt die Wand der Grotte.
Wo das Verständnis,
dass jede Beute
auch ein Teil von uns selbst ist?
Der Jäger von damals
und der von heute —
verbunden in Instinkt,
doch getrennt durch Zeit,
durch das, was einst
Geist und Hand verband.
In der Grotte bleiben die Schatten.
Die Hirsche springen,
die Jäger schreiten.
Und der heutige Mensch
bleibt stumm,
vor einer Kunst,
die alles überlebt,
außer vielleicht
den Sinn,
den sie zu tragen einst begann.