Von Volker Seifert

Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) hat seit 2019 den Nationalerbe-Baum ins Leben gerufen, eine Ehrung, die darauf abzielt, außergewöhnliche, uralt gewachsene Bäume in Deutschland zu identifizieren und unter besonderen Schutzmaßnahmen für ihre Erhaltung zu stellen. Hierfür wurde ein Fach-Kuratorium unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Roloff, dem Initiator der Initiative etabliert, das sich um die Auswahl geeigneter Kandidaten, die Öffentlichkeitsarbeit und die kontinuierliche Entwicklung dieser Initiative kümmert. Roloff hatte bis 2022 die Professur für Forstbotanik an der TU Dresden in Tharandt inne.

Im Gegensatz zur jährlichen Auszeichnung des "Baum des Jahres" in Deutschland, die für eine spezifische Baumart verliehen wird, zeichnet die DDG einzelne exemplarische Bäume mit dem Titel Nationalerbe-Baum aus.

Die Initiative strebt an, insgesamt hundert Uralt-Bäume zu identifizieren und ihnen den Titel Nationalerbe-Baum zu verleihen. Dies dient dazu, das Bewusstsein für diese außergewöhnlichen Bäume zu schärfen und die Wichtigkeit ihrer Erhaltung und Pflege zu betonen. Durch die Berücksichtigung des Lebensraums, auch aus wissenschaftlicher Perspektive (zum Beispiel in Bezug auf Biologie, Genetik und Pathologie von Bäumen), sollen Bedingungen geschaffen werden, die ein hohes Alter der Baumexemplare begünstigen.

Um diese Auszeichnung zu erhalten, müssen die Bäume mindestens 400 Jahre alt sein und an der Stammhöhe von etwa 130 cm einen Umfang von mindestens 400 cm aufweisen. Sie müssen zu Baumarten gehören, die grundsätzlich ein Alter von über 500 Jahren oder sogar 750 bis 1000 Jahren erreichen können. Zu diesen Arten gehören die Edelkastanie, Eibe, Flatterulme, Ginkgo, Platane, Riesenmammutbaum, Sommerlinde, Stieleiche, Traubeneiche und Winterlinde, sowie in Gebirgsregionen der Berg-Ahorn, die Europäische Lärche und die Zirbelkiefer.

Im Oktober 2019 wurde die geschätzt 600 bis 800 Jahre alte riesige Sommerlinde (Tilia platyphyllos) in der niedersächsischen Gemeinde Heede als erster „Nationalerbe-Baum“ ausgezeichnet. Seitdem wurden 32 weitere Bäume ausgezeichnet und weitere Kandidaten ausgerufen. Mit der im Mai 2022 erfolgten Auszeichnung der etwa 800 Jahre alten Polchower Linde in Mecklenburg-Vorpommern befindet sich in jedem deutschen Bundesland mindestens ein zum Nationalerbe ausgewähltes Baumexemplar.

Benjamin Tüxen stellte in einem sehenswerten Youtube-Beitrag das Projekt vor.

Zur Erleichterung der Auffindbarkeit wurden die zum Nationalerbe-Baum erklärten Bäume imJagdkulturatlas erfasst.

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